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Suite101.de – das Experiment

13.03.2012
Auf der Suche nach besonders lukrativen Betätigungsfeldern kam mir folgende Überlegung: Sichere dir eine Erfolgsbeteiligung für einmalig Geleistetes, bei der die theoretische Verzinsung auf deine in Geld bewertete Leistung sehr hoch ist. Zwar wird auf die einmalige Vergütung verzichtet, aber wenn erst einmal nach ein, zwei Jahren der Einsatz wieder drin ist, hat man zudem passive Einnahmen, ohne mehr etwas für diese tun zu müssen. Und da meine ich, dass so gerechnete Beteiligungen viel mehr Renditepotential als klassische Anlagen bieten.

Riesenrendite durch Artikel-Schreiben?

In Suite101.de fand ich einen potentiellen Kandidaten. Dort kann man als Autor Artikel schreiben (600 bis 1.000 Wörter lang), und wird an den Einnahmen für Werbung (Google Adsense) beteiligt, die im Artikel platziert werden. Die Einzelheiten sollen hier weiter nicht interessieren, da nur das Prinzip zählt. Als Schmerzgrenze wären etwa so 2 € je Artikel im Monat, so dass nach zwei Jahren der Aufwand amortisiert wäre. Mit den 48 € wäre der Einsatz von geschätzten 2 Stunde für einen Artikel abgegolten - ein vertretbarer Stundenlohn von 24 € zzgl. passive Einnahmen ab 3. Jahr! Die 24 € müssten theoretisch abgezinst werden, aber das ist vernachlässigbar. Verzinsung wären 24 € / 48 € = 50 % p. a.

Freilich sind die 50 % nach unten zu korrigieren, da die Besucherzahlen für ältere Artikel natürlich mit der Zeit schwinden. Dieser Verfall ist äußerst schwer einzuschätzen. Jedenfalls kann man dem mit neuen Artikeln, die auf ältere verlinkt werden, und dem Setzen von Backlinks dem entgegensteuern, so dass die Rendite immer noch exorbitant bleiben sollte. Also ran an die Buletten, ähm, rein in die Tasten. Nun sind 8 Monate seit meinem ersten Artikel vergangen und es stellt sich die Frage: Was wurde aus den Hoffnungen und welche eventuellen Vorteile entdeckte ich noch bei Suite101.de? Hier die Antworten.

Werbeeinnahmen

Lassen wird die puren Fakten aus meiner minutiösen Buchhaltung sprechen. In 8 Monaten habe ich für Suite101.de 28 Artikel geschrieben und eher 4 als 2 Stunden je Artikel gebraucht. Im Schnitt waren ca. 18 Artikel je Monat online, die über die 8 Monate – jetzt kommt´s – sensationelle 3,28 € generiert haben. Bei exakt 2.234 Seitenaufrufen (Pageviews / pv) ergibt sich ein Verdienst von 0,14 Cent / pv bzw. 2,4 Cent je Monat und Artikel, Dabei ist der pv-Verdienst der wertvollere Wert, da der Monatsverdienst je Artikel von den Besucherzahlen abhängt, die sehr instabil waren, während der Verdienst je pv relativ konstant war.

Damit wäre das Experiment aus Sicht der unmittelbar passiven Einnahmen eigentlich auf ganzer Linie gescheitert. Immerhin kann ich die gewonnenen Daten für phantasievolle Berechnungen heranziehen. Als erstes kann ich abschätzen, dass zumindest über 2/3 der Werbeeinnahmen von Suite101.de an die Autoren weitergereicht werden, wenn ich meine eigenen Projekte, die vergleichbare Texte und Werbe­anzeigen aufweisen, als Maßstab heranziehe; diese erwirtschaften ca. 0,20 Cent / pv. Eine punktgenaue Schätzung halte ich wegen der wenigen Daten aber nicht für seriös. Angesichts der wegfallenden Kosten für eigene Webpages und sonst keinen Aufwand für den Webpage-Betrieb empfinde ich ≥2/3 als fair.

Des Weiteren kann das Potential für Vielschreiber angegeben werden:

Fleiß zahlt sich aus – theoretisch

Autoren, die weit über 1.000 Artikel in stark frequentierten Themenfeldern (v. a. News, Promis) veröffentlichen, können auch mehrere hundert Euro verdienen. 800 € im Monat sind laut Suite101.de drin, eine Größenordnung, die ich mit eigenen Kalkulationen durchaus nachvollziehen kann, aber für einen Ausschlag nach oben halte. Um bei meinen konservativen Statistiken zu bleiben: Wollte ich vom solchen Schreiben halbwegs leben, bräuchte ich über 1,4 Mio. Pageviews, die für ca. 2.000 € monatlich gut sind.

Nach Lage der Dinge wären dies für meine eher moderat frequentierten Themen fast 75.000 Artikel. Diese dürften mich bei meinem Tempo von optimistischen 50 Artikeln im Jahr grob 1.500 Jahre kosten!!! Realistisch halte ich bei Professionalisierung das Herunterschrauben auf etwa 25 Jahre, falls ich mich auf vielbesuchte Themen spezialisieren würde (macht sagen wir Drittelung der Artikelzahl auf 25.000), und 3 Artikel am Tag schriebe (20-fache Veröffentlichungsfrequenz). Auch die Fokussierung auf stark umworbene Themen würde helfen. Die Aufbauphase dürfte sich angesichts des nächsten Punktes womöglich gen 10 Jahre verkürzen.

Bonus durch VG-Wort-Ausschüttung

Ein kleiner oder je nach Lage der Dinge auch großer Bonus winkt, wenn man sich bei der Verwertungsgesellschaft (VG) Wort registriert. Diese Institution nimmt die Interessen von Autoren wahr, wenn es um das Eintreiben von Erlösen geht, die auf Basis des geistigen Eigentums der Autoren erzielt werden. Hierzu zählen erzielte Leihgebühren in Bibliotheken, Verwendung bei Bildungsveranstaltungen usw. Nach einem ausgeklügelten Schlüssel werden auch Online-Texte einbezogen, die bestimmten Kriterien, die bei Suite101.de erfüllt sind, genügen. Kritische Schwelle ist allerdings, dass mind. 1.500 Seitenaufrufe (Stand 2011) pro Artikel erreicht werden, was durch einen sogenannten, im Text untergebrachten Zählpixel festgestellt wird.

Dann erhält man 15 € je Artikel und Jahr, was auch mehr werden kann, wenn höhere Schwellen überschritten werden. Leider dürfte in 2012 nur ein einziger meiner Artikel die 1.500-Leser-Grenze erreichen. Hier können sich schnell mehrere hundert oder gar tausend Euro läppern, wenn man ordentlich Artikel in der Pipeline hat. Vorsichtig geschätzt verdienen Top-Autoren mit ihren >1.000-Artikeln nochmals 375 € im Jahr, wenn mind. NUR jeder 40. Artikel hineinflutscht, bis über 1.000 €, falls es jeder 15. schafft. Mit bereits 12.500 Artikeln hätte man 1.000 € im Monat, die zusammen mit den Werbeeinahmen, die dann auch 1.000 € ausmachen (vgl. oben), die geforderten 2.000 € im Monat ergeben. Das würde bei 3 Artikeln am Tag knapp über 11 Jahre erfordern.

Hebel durch Backlinks auf eigene Projekte

Abgesehen von Direktverdiensten eignet sich suite101.de als Marketinginstrument für eigene Projekte. Zum einen können im Autorenprofil ein paar direkte Links auf diese gesetzt werden, zum anderen eignen sich die Texte zum Setzen von Links, wenn sie themenrelevant sind. Unmittelbar auf eigene Projekte darf man aus den Texten heraus aber nicht verlinken. Aber der indirekte Weg funktioniert: Man setzt den Link auf eine passende Seite und schreibt den Besitzer dieser an, ob er nicht freundlicherweise sich revanchieren möchte und einen Backlink auf ein eigenes Projekt - nicht zurück zu Suite101.de (!) - setzt. Einmal hat´s geklappt und einmal nicht. Mehr habe ich auch nicht versucht, dennoch scheint es praktikabel.

Visitenkarte und Akquiseplattform

Ansonsten ist die eigene „Textfarm“ natürlich ein Aushängeschild für das eigene Können. Im informativen Autorenforum rühmen sich manche Autoren einiger gut bezahlter Schreibaufträge, die ihnen suite101.de beschert hat. Auch las ich, dass sogar manche Printmedien die Texte kaufen, wenn man sie ihnen anbietet, oder einen gleich als dauerhaften Autor oder Korrektor haben wollen. Wenn man im journalistischen Metier arbeiten möchte, klingt das alles im Sinne eines eigenen „Marketing-Mix“ nicht schlecht.

Hier muss der Hinweis erfolgen, dass man seine Text jederzeit in Printmedien veröffentlichen darf, während online erst nach einer 1-Jahres-Frist auch außerhalb von Suite101.de publiziert werden darf. Dies ist aber nicht anzustreben, denn doppelter Content wird von Suchmaschinen abgestraft. Suite101.de hat jedenfalls bis auf weiteres das Verwertungsrecht auf eigener Website mit entsprechender Beteiligung des Urhebers, der der Autor bleibt.

Fazit

Für routinierte Vielschreiber in Top-Themen ist Suite101.de durchaus nicht abzulehnen, da samt des VG-Wort-Hebels nach ein paar Jahren harter Aufbauphase der Lebensunterhalt bestreitbar erscheint. Noch freundlicher stimmt der Goldesel, der dank des im Internet verewigten Artikelportfolios gezüchtet wird und passive Einnahmen beschert. Auch die zusätzlichen Optionen bergen gehörig Potential. Allerdings kann Suite101.de nicht das einzige Betätigungsfeld solcher Art sein, denn man soll bekanntlich das Risiko streuen. Konkurrenten wie Pagewizz wären somit auch zu beackern.

Als einem eher gemächlichen Schreiber mit nicht gerade journalistischer Ader wäre dies für mich letztlich nicht der Professionalisierung wert. Vor allem wäre es dann alles andere als eine bessere Alternative zu eigenen Projekten, die man in Eigenregie besser monetarisieren kann. Ganz verlassen werde ich das Suite101.de-Schiff aber nicht, denn für ausgewählte indirekte Backlinks ist es allemal nützlich. Ansonsten werde ich darauf schnell verfasste Artikel veröffentlichen, mit denen ich durch meinen Wissensdrang Gelerntes strukturiert auf den Punkt bringe, das ich sonst nicht verwenden kann. Die verdienten Kröten sind dann aber Nebensache.


Mission
Conquista del mondo ist eine Artikelserie über Geschäftsideen, Geldanlage und andere Wege zur Vermögensmehrung. Im Geiste eines klassischen Kaufmanns wird die finanzielle Welt nach Arbitrage-Möglichkeiten untersucht.

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